Sonntag, August 21, 2005

Ridvan Cakir an den Papst

Grußwort von Ridvan Cakir
Der Präsident der Türkisch-Islamischen Union bei der Audienz von Papst Benedikt XVI., Köln, 20. August 2005

Ich begrüße Sie, eure Heiligkeit, im Namen der Delegation und bedanke mich für die Möglichkeit, dieses Zusammentreffen zu realisieren.
Ziel der abrahamitischen Religionen ist das versöhnliche freundschaftliche Zusammenleben der Menschen.
Die Erinnerung an die Feindseligkeiten und Kriege empfindet heute die ganze Menschheit schmerzhaft. Um solch ein Leid nicht wieder zu erleben, haben wir, die Angehörigen der abrahamitischen Religionen, insbesondere Christen und Muslime, wichtige Verpflichtungen zu erfüllen.
Im Kommunikationszeitalter haben Nähe und Ferne an Bedeutung verloren. Alle Menschen wurden zu engen Nachbarn. Dies stärkt die Bedeutung, dass die Menschen einander kennen lernen und Freundschaften schließen. Im gnadenreichen Koran heißt es: „Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennen lernt.“ Je mehr die Menschen einander kennen lernen und übereinander Bescheid wissen, desto intensiver können die Freundschaften werden.
Jede Religion und deren Angehörige haben eigene Sensibilitäten. Wir sind verpflichtet diese zu respektieren. Nach dem gnadenreichen Koran darf niemand wegen seiner Religionszugehörigkeit verachtet und gezwungen werden, seinen Glauben aufzugeben. Der Koran sagt: „Ihr habt eure Religion, ich habe meine Religion.“
Wir sind der Überzeugung, dass der interreligiöse und interkulturelle Dialog für eine friedliche Welt von außerordentlicher Bedeutung ist. Die Fortsetzung des dialogischen Miteinanders wird ein Beweis dafür sein, dass die These „Kampf der Kulturen“ ungültig ist. Je mehr die Religion- und Kulturgemeinschaften voneinander erfahren, werden sie sehen, dass es keine Gründe für Feindseligkeiten gibt, aber viele Gründe für Freundschaft und freundschaftliches Zusammenleben. Aufgrund der Erfahrungen wie verschiedene Religionen und Kulturen miteinander in Freundschaft leben können, ist die Türkei ein bemerkenswertes Beispiel. Auch der Beitrittsprozess der Türkei in die EU ist eine wichtige Gelegenheit, den man in diesem Rahmen bewerten sollte.
Wir unterstützen von ganzem Herzen den Dialogprozess, das vom Vatikan begonnen und weitergeführt wurde. Möge Gott uns ermöglichen, dies auch weiterhin fortzusetzen. Wir sind uns bewusst, dass dieser Prozess der Freundschaft und dem Weltfrieden und der Menschheit wichtige Beiträge leisten wird. Ich möchte mich nochmals bedanken dass Sie sich für dieses Treffen Zeit genommen haben. Gottes Segen möge Sie begleiten.